Politische Kommunikation
Die Politische Kommunikation oder auch Politolinguistik untersucht die Kommunikation in der Politik. Sie stellt ein Teilgebiet der angewandten Linguistik dar, die wiederum ein Teilgebiet der Allgemeinen Sprachwissenschaft ist. Weiterhin erwähnenswert ist, dass die Politische Kommunikation eine empirisch ausgerichtete Wissenschaft und der linguistischen Pragmatik zuzuordnen ist.
Wenngleich schon die Rhetorik der Antike zur Politischen Kommunikation gehörte, wurde letztere erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein Forschungsgebiet. Sie widmete sich beispielsweise der Analyse der Sprache der nationalsozialistischen Propaganda oder auch der Sprachverwendung in der DDR. Schwerpunkt der Politolinguistik sind Fragen nach dem Aufbau und den spezifischen Eigenschaften des in der Politik verwendeten Lexikons, den Benennungen, der Rolle, die der Sprache in der öffentlichen politischen Kommunikation zukommt und auch der textuell-strukturellen Rhetorik geschriebener politischer Diskurse. Primär beschäftigt sich die Politische Kommunikation mit durch Laute oder Graphen erzeugten sprachlichen Ereignissen. Teilgebiete der Politolinguistik sind Sprache und politisches System (polity), Sprache und politischer Prozess (politics) und Sprache und Politikfelder (policies).
Im Teilgebiet Sprache und politisches System werden vor allem die politische Sprache der Nazis und die der DDR bzw. der SED untersucht. Dazu gehört beispielsweise die linguistische Analyse von parlamentarischen Debatten. In der Schweiz ist zusätzlich auch die Sprache der direkten Demokratie Forschungsgegenstand. Das Teilgebiet Sprache und der politische Prozess untersucht beispielsweise Wahlkämpfe, Reden und Skandale unter dem Gesichtspunkt, dass der politische Prozess vollständig von der Sprache bestimmt wird. Im Teilgebiet Sprache und Politikfelder beschäftigt sich die Politische Kommunikation mit der linguistischen Untersuchung spezieller politischer Themen wie z.B. der Friedensbewegung oder der Europapolitik.
Für die Theorie der Politolinguistik sind die Begriffe Bedeutungskonkurrenz und Bezeichnungskonkurrenz von elementarer Bedeutung. Bedeutungskonkurrenz meint die Verwendung desselben Wortes in verschiedenen Bedeutungen, während Bezeichnungskonkurrenz bedeutet, dass unterschiedliche politische Gruppen denselben Vorgang mit verschiedenen Bezeichnungen versehen. Beispielsweise können Gewerkschaften von Arbeitsplatzabbau sprechen, während der Arbeitgeber denselben Vorgang als Umstrukturierung bezeichnet.